Erfolge
Maßnahmen NSG „Am Großen Galgenteich“
Die Galgenteiche wurden im 16. Jahrhundert als Wasserspeicher zum Antrieb der Bergbautechnik angelegt und aus den Resten des zuvor an dieser Stelle befindlichen Hochmoores sowie über Zuleitungsgräben gespeist (Hammermüller 1964).
Heute ist der Große Galgenteich ein Trinkwasserspeicher und der kleine Bruder die „Naturbadewanne“ für Altenberger und andere „kühlwasserliebende“ Naturbadfreunde.
Gleich angrenzend an die Galgenteiche erstreckt sich das NSG “Am Großen Galgenteich“, ein Muss für alle interessierten Naturfreunde und Orchideenliebhaber. Wenn hier im Mai/Juni, zum Höhepunkt der Orchideenblüte, die Flächen von tausenden Breitblättrigen und Gefleckten Knabenkräutern übersät sind kann es bei den Besuchern schon mal „Schwächeanfälle“ hervorrufen. Aber wem haben wir diese Pracht zu verdanken?
Nutzbare Wiesen- und Ackerflächen wurden als kleine Parzellen landwirtschaftlich genutzt. Nach Apitzsch (1968, Tafel 39 im östlichen Teil ) als Wiesen noch bis 1965. Nach Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen in den 1960er Jahren entstanden im Westteil des NSG Trainingsstätten und ein Biathlonstadion für die Weltmeisterschaft 1967. Dazu wurden die Nassbereiche großflächig mit basalthaltigem Material verfüllt, das von der östlich am Fuße des Geisingbergs gelegenen Halde von Altenberger Bauern dahin transportiert wurde.
Nach Umstellung auf kleinkalibrige Waffen wurde die großzügig angelegte Arena nicht mehr genutzt und in den 1980er Jahren teilweise wieder zurückgebaut. Ungenutzt fielen die Flächen brach. Anfang der 1990er Jahre übernahm der Förderverein für die Natur des Osterzgebirges die Pflege des heutigen NSG. Neben der Bewirtschaftung von Einzelflächen wurden weitere Flächenmodellierungen vorgenommen, eine Vielzahl kleinerer Laichtümpel entstand, Brachen wurden entbuscht. Einzelne Bereiche wurden wechselweise aller zwei Jahre gemäht, andere wiederum jährlich ab August. Beste Bedingungen also für unsere heimischen Orchideenarten, die sich dabei auf dem feuchten basalthaltigem Untergrund nicht nur wohlfühlten sondern unter diesen Bedingungen in den Folgejahren in ihren Bestandszahlen „explodierten“ und den zahlreichen Besuchern in ihrer Blütezeit ein einmaliges Naturerlebnis bieten.
Nach Gerber (2011) lagen seit 2008 einzelne Wiesen- und Borstgrasbereiche brach, die nach der geänderten Förderrichtlinie nicht mehr effektiv gepflegt werden konnten und blieben, wie die Schotterfläche im NW und die Vorwaldgebiete, der Sukzession überlassen.
Im Zuge der Verlängerung des NSGP „Bergwiesen im Osterzgebirge“, Projekt 2, wurde das NSG „Am Großen Galgenteich“ ab 2015 ein bedeutender Bestandteil der Erweiterungsgebiete. Dadurch war es auch möglich, die letzten privaten Flächen im 1997 festgesetzten NSG zu erwerben und Projektmittel zur Ersteinrichtung und Biotoplenkung der brachgefallenen Flächen zu verwenden.
Mit den praktischen Erfahrungen aus dem bisherigen Projektverlauf und aus Akzeptanzgründen sehr sensibel in der Ausführung begannen die Kollegen der gGmbH Naturbewahrung Osterzgebirge mit der Entbuschung von prioritären Flächen, auf denen der Rückgang von Orchideen, Arnika und Fettkraut besonders offensichtlich war.
Verbuschung im Randbereich der Wiese vor dem Plateau führte zum Rückgang von Geflecktem Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) und Arnika (Arnica montana) | Sukzession der Schotterfläche nach Nutzungs-auflassung. Die Beschattung und der Nährstoffeintrag verschlechtern den Lebensraum für die hier auf mageren Böden vorkommenden, lichtbedürftigen Arten. |
Mit Heidelbeeren und kleinen Horsten von Borstgras bewachsener Waldsaum nach der Pflege 2016 | Schotterfläche nach der Entbuschung, Lebensraum für Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) oder Zittergras (Briza media) |
Auf den freigestellten Flächen und in den Randbereichen begünstigt, finden die Zielarten wie das Gefleckte und das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza maculata und Dactylorhiza majalis) sofort wieder die Möglichkeit der Entfaltung. | Von der Entbuschung der Schotterfläche bieten sich nun günstige Bedingungen für den hier vorkommenden seltenen Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum). Diese Art ist auf kalkfreien kargen Böden in Heiden und Magerrasen zu finden. Sie meidet tiefen Schatten und große Feuchtigkeit und ist in Deutschland laut Roter Liste gefährdet. |
Welche Arten sind die Gewinner? Floristisch sind das hier neben dem sehr robusten Breitblättrigem Knabenkraut vor allen das Fettkraut und das gefleckte Knabenkraut, aber auch die oft weniger beachteten Arten wie Wald-Läusekraut, Kreuzblümchen und Borstgras.
Auf den im Zuge der Entbuschung entstandenen kleinen Rohbodenflächen siedelte sich größere Trupps von Fettkraut (Pinguicula vulgaris) an. | Auf den offengestellten und instandgesetzten Borstgrasrasenstandorten fanden neben dem Breitblättrigem Knabenkraut vor allem Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica) und Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) geeignete Bedingungen zur Ausbreitung. |
Nach Steinrückenpflege und Entbuschung wurde der Wiesenrandbereich der Fläche vor dem Plateau auch wieder in die Mahd einbezogen. Davon profitierte vor allem das gefleckte Knabenkraut, dessen Bestände im Zuge der zunehmenden Verbuschung rückläufig waren. |
Die in den hervorgehobenen Flächen umgesetzten Maßnahmen dienten der Verbesserung der Habitatbedingungen für die floristischen Leitarten. Gleichzeitig wird dadurch der prioritäre Lebensraumtyp "Artenreicher Borstgrasrasen" vorbildlich geschützt.